Wilmington & Southporth, USA

Bagels, Cornflakes, Muffins und zwei Bananen für 10 Gäste. Amerikanisches Frühstück at it´s best. Der Frühstücksraum unseres Roadstop-Motels glänzt mit gelbstichigem Licht, künstlichen Pflanzen und einem lauten TV, der in der Footer-Leiste anzeigt, wie viele russische Soldaten bisher gefallen sind. Viele USA-FLaggen, „Vote for Trump“ und Patriotismus hier und da. Autobahn-Motel-Romantik nennt man das wohl.

Wir sind zurück. Zurück in unserer zweiten Wahlheimat. Back in the States. Oh my godness – wie haben wir dich vermisst. Zweiter Roadtrip. Nachdem wir die Westküste im November erkundet haben, ist nun die Ostküste dran. Der erste Stop ist nahe der Hafenstadt „Wilmington“. Alte Fischerlagerhallen, die in charmante Shopping-Mails umgebaut wurden, ein paar nette Restaurants und das Kriegsschiff USS-North Carolina. Mehr gibt es hier nicht zu sehen.

Nicht schlimm, denn ein paar Kilometer weiter liegt die wohl schönste Stadt, die wir bisher auf unserer Reise gesehen haben. Southport, North Carolina. Vor allem Nicolas Sparks-Fans dürfte dieser Ort schon häufiger über den Weg gelaufen sein. Save Haven, Message in a bottle und viele weitere Filme und Serien wie „Dawson Creek“ wurden hier in dieser Region gedreht. Daher wird diese Region auch Hollywood-East genannt. Wir mieten uns in ein urgemütliches großes Apartment neben einer Pferde-Range ein und erfreuen uns jeden Morgen an dem traumhaften Blick über die Felder vor unserer Tür.

Als wir in Southport ankommen begrüßt uns das Geplapper der Möven, die Sonne scheint uns ins Gesicht und wir schlendern an Palmen und alte Bäumen entlang am „Riverwalk“. Frieden und innere Ruhe. Diese beiden Worte beschreiben diese unglaublich süße Stadt mit rund 3000 Einwohnern. Alte charmante Bauten aus dem 18ten Jahrhundert zieren diesen Ort, alte Damen sitzen gemütlich auf der Veranda in ihren Kippstühlen, genießen bereits Nachmittags ein Gläschen Wein und freuen sich über ihre Männer, die gerade vom Tennisplatz mit ihrem Golf-Candy zurückkehren. Aus den Shops dröhnt aus der Ferne die Musik von Barry White.

Da wir selbst große Fans der Nicolas Sparks Schnulze „Safe Haven“ sind besuche wir alle Drehorte des Films und träumen uns in die tollen Filmszenen hinein.

Nach ein paar Tagen ziehen wir weiter. Stundenlange Fahrten durch teils schöne Landschaften, manchmal jedoch stundenlang einfach nur gerade aus. Die Podcasts von „Gemischtes Hack“ und „Talk ohne Gast“ begleiten uns und zwischendurch quatschen wir über die Zukunft. Wenn uns mal der Hunger plagt, halten wir bei Taco-Bell. Unsere Lieblings-Fast-Food-Kette, da wir hier vorrangig zumindest vegetarisches Essen finden. Top.

Die Welt ist gut, wir ziehen weiter nach Outer Banks.

Zugabe gefällig? Ok!
Unsere Einreise in die USA war ein filmreifes Abenteuer. Ein neunstündiger Nachtflug von Santiago de Chile nach Miami mit einem schnarchenden Sitznachbarn. Läuft. Völlig gerädert stehen wir in der Schlange zur Passkontrolle. 2 Stunden. Gegessen haben wir natürlich noch nichts. Die Laune ist „mittel“ mit Tendenz zu „schlecht“. Als wir endlich zur Befragung aufgerufen werden, folgen die üblichen Fragen. Warum sind wir hier, haben wir terroristische Absichten und wie viel Geld haben wir auf dem Konto. Kennen wir alles bereits, läuft. Jedoch sagt der Polizeibeamte mit finsterer Miene dieses mal. „I will keep your Passports – please wait there“. Ok. Machen wir. Hinter uns 2000 Fluggäste, die uns anstarren, als wären wir die größten Verbrecher.

Nach 10 Minuten werden wir von einem Polizeibeamten abgeführt und in einen separaten Warteraum gebracht. Willkommen im Film. Kaltblaues, flackerndes Licht. Ein TV und ein Süßigkeitenautomat im Eck. Fünf Mexikaner, zwei Inder und wir. Keiner spricht. Alle sind verängstigt. Keiner hat hier in diesem Räum bisher gelacht.

Nach weiteren 60 Minuten werde ich aufgerufen. „Bist du alleine hier?“. „Nein. Mit meiner Freundin“. „Dann hol sie sofort“ mit einem Befehlston, den man nur von der Army kennt. Ich habe die Spuke direkt in meinem Gesicht gespürt. Wir werden in den nächsten Raum gebracht und sehen andere Gleichgesinnte in Einzelbefragungen hinter getönten Glasscheiben.

Nach weiteren 60 Minuten voller Unsicherheit, Hungergefühl und mindestens drei verbalen Ausrastern der Beamten uns gegenüber, wird Julia nun alleine befragt. „In welcher Verbindung steht sie zu mir?“ Wie lange sind wir bereits ein Paar?“ „Warum sind wir hier“ und eine anschließende Vorführung unseres Online-Banking-Kontos. Nach fünfzehn Minuten kommt Julia kreidebleich zurück. „Wir dürfen gehen, denke ich“. Das war’s. Wir wissen bis heute nicht, warum wir hier festgehalten wurde. Schikane ohne Ende. Ein wirklich grausamer Start, aber eine Story über die wir uns bereits nach zwei Tagen lustig machen.

4 Kommentare zu „Wilmington & Southporth, USA“

  1. Marion Dehnhardt

    Hallo Tom, hallo Julia B. dazu fällt mir das Sprichwort: „Es ist nicht alles Gold was glänzt“ ein. Zum Glück seid ihr dann wieder mit schönen Erlebnissen entschädigt worden und wieder alles lesens- und sehenswert zu eurem Beitrag 💐
    Schöne Zeit euch beiden wünscht euch die Marion

  2. Eine wirklich krasses, filmreifes Erlebnis bei der Einreise – wenn die Euch eingesperrt hätten, ich hätte sofort Joe und Heidi angerufen🥹 – weiterhin eine tolle Zeit ohne Stolpersteine 🙂🙃

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.