Valparaiso, Chile

Bunt, bunter, Valparaiso. Wir sind schockverliebt! Der Slogan von „Valpo“ lautet „we are not Hippies, we are Happies“. Dieser Satz passt, wie die Faust aufs Auge. Raue Hafenromantik trifft auf Streetart. Es riecht nach verschüttetem Bier, die meisten Einwohner  sind „alternativ unterwegs“ und erfreuen sich an kleinen Marktplätzen über außergewöhnliche Straßenmusiker.

Alles ist „easy going“ und wir schlendern im Schneckentempo durch die verwinkelten Gassen, bestaunen die Graffiti-Kunst, besuchen viele der unzähligen veganen Cafés und genießen den wunderschönen Blick auf das Meer. Die schönste Aussicht haben wir von der Dachterasse unseres kleinen Boutique Hotels inmitten der Altstadt, die übrigens auch zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Abends noch schnell den kostenlosen Begrüßungs-Vino abstauben, glotzen und im Moment sein. Toll.

Wie auch die Straßen von Valparaiso, erstrahlen auch die 300.000 Einwohner der Stadt in bunten Farben. Sowohl äußerlich, als auch innerlich. Grüne, rote und blaue Haare, wilde selbstgeschneiderte Klamotten und immer ein leichter Geruch von Gras, der durch die Gassen zieht. Viele Homosexuelle Pärchen leben hier so frei wie nie zuvor ihre Vorlieben aus. Wir sind begeistert. Die drei Putzfrauen in unserem Hotel singen jeden Morgen lautstark „stayin alive“ von den Bee Gees. Leichtigkeit. Lebensfreude. Überall.

Viele Menschen hier, aber auch in anderen Teilen Chiles, hören übrigens vorrangig „Metal“. Überall trifft man auf schwarze Bandshirts. Ganz hoch im Kurs: Metallica, Slayer und Rammstein. Cool. Abends verirren wir uns auf eine Hostel-Party einer stark linken Community. Zwei Punk Bands spielen in dem kleinen Innenhof. Betrunkene Teenies spacken beim Pogo ab, im Hintergrund klettern ein paar Hostelgäste auf einem kleinen Kletterparkour und wir sind mittendrin. Als die Gäste erfahren, dass wir aus Deutschland kommen, sind alle sehr interessiert, bieten uns kostenloses Essen und Trinken an. Wow. Wir sehen anscheinend immer noch „cool“ genug aus, um uns hier sehen lassen zu können. „Stolz wie Lumpi“ ziehen wir nach ein paar Stunden weiter.

Was für eine unbeschwerte Zeit, wäre da nicht die letzte Nacht. Gegen 04:00 Uhr morgens wackelt auf einmal alles in unserem Zimmer. Vasen und Gläser fallen um. Die Bilder hängen schief. Mein ganzer Körper vibriert. Julia schläft unbeschwert, ich stehe auf dem Bett und versuche die Deckenlampe im Zaum zu halten. Ein Erdbeben der Stärke 4,6  nur wenige Kilometer von Valparaiso. 30 Sekunden, nicht länger… dennoch ein wahnsinnig ungutes Gefühl. Einen Tag später findet die Tragödie in der Türkei und in Syrien statt.

Nach ein paar Tagen ziehen wir weiter. Noch immer voller Liebe für diese Stadt, auch wenn uns im Nachhinein viele Leute über die schlimmen Gewaltverbrechen in Valpo berichten. Die gefährlichste Stadt in Chile heißt es. Davon haben wir nicht wirklich etwas mitbekommen. 

Apropos „gefährlich“. Bevor es uns in den Norden des Landes verschlägt, verbringen wir noch eine Nacht in einem angemieteten Air-Bnb Zimmer in einem Privathaus in Santiago de Chile nahe des Flughafens. Ein richtiges Schnäppchen. Als uns der Taxi-Fahrer am Eingang rauslässt, fragt er uns, ob wir sicher sind, dass wir hier bleiben möchten. Wir: „Ja klar“. Unsicher wegen der Frage gehen wir auf dem Zimmer direkt in den Recherche-Modus und finden heraus, dass wir inmitten des gefährlichsten Viertels in Santiago sind. Youtube-Videos zeigen Überfälle auf Passanten ein paar Straßen entfernt…nur eine Woche zuvor. Es fühlt sich wahnsinnig ungut an, daher fährt uns netterweise unsere Gastgeberin direkt ins fünf Gehminuten entfernte Restaurant. Nachts wird jedes Geräusch, jeder bellende Hund genauestens beobachtet. Passiert ist natürlich nichts. Gelernt haben wir dennoch, dass es sich nicht lohnt an Unterkünften zu sparen. Selbst für eine Nacht.

Nach so viel Action geht es nun weiter. Ab in eine komplette andere Welt. Ab in die trockensten Wüste der Welt. Atacama.

6 Kommentare zu „Valparaiso, Chile“

  1. Marion Dehnhardt

    Na das ist doch mal wieder ein interessanter Beitrag. Oh no da ist es ja ganz schön gefährlich gewesen mit Erdbeben und Kriminalität 😱 Zum Glück ist dir Tom und Julia B. nichts Schlimmes passiert.
    Freu mich schon, bald wieder von euch zu lesen und eure super Fotos zu betrachten 🤓
    Viel Spaß in der Wüste wünscht euch die Marion 😘

  2. Ziemlich abgefahren…die Stadt, das Erdbeben, der Eindruck, der scheinbar so viel anders war als das, was man sich erzählt und dann noch die letzte Nacht 😳
    Bin gespannt, auf welchem Platz es beim Städteranking landet

    1. Da sagst du was. Echt krass! Aber für dich als Foto-Mensch auch sicher einen Besuch wert 🙂

      Julia ist vor allem großer Fan, daher hat Valpo eine gute Platzierung bekommen 🙂

      Drücker für dich 😘

  3. Erstmal schön zu hören, dass Euch nichts passiert ist, das Erdbeben bei Euch zum Glück „harmlos“ ausgegangen ist , Ihr nicht überfallen oder gekidnappt wurdet 😳!
    Das bunte Fleckchen Erde gefällt mir, Eure Eindrücke und Fotos beschreiben das Leben dort sehr authentisch- cool!
    Auf die Wüste 🌵🐍🐪🌞 freue ich mich schon sehr und bin gespannt auf den nächsten Blog.
    Nehmt genug Wasser 💧 mit, wer weiß welch Abenteuer dort auf Euch warte und es ist bestimmt sehr heeeeiiiißßßßß!
    So long

    1. Unser Erdbeben war ja zum Glück sehr schwach…dennoch komisch so etwas einmal mit zu erleben :/

      Bis bald – wir sehen uns in der Wüste 🏜🌵😘

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