Valencia, Spanien

Die beruhigende Atmosphäre von Zeitschriftenläden, der Geruch von überteuertem Kaffee, gestresste Eltern mit übermüdeten Kindern und amüsierende Diskussionen, ob man hier nun Maske tragen muss oder nicht. Flughafenromantik! Es geht wieder los.

Das Hab und Gut reduziert von jeweils zwei großen Reisetaschen und Reiserucksäcken auf lediglich einen 40Liter Rucksack pro Person. Ein paar Shirts, drei kurze Hosen und die Hälfte der bisher verwendeten Kosmetik. Vor allem auf männlicher Seite hat sich die Kosmetik-Reduktion als schwieriges Unterfangen erwiesen. Doch bereits in Asien haben wir gemerkt, dass uns weniger Besitz glücklicher macht und so wurde auch bei unserem kurzen Halt in Deutschland radikal Bücher, Klamotten und Elektronik in Säcke gepackt und verschenkt. 

2,5 Stunden Flugzeit von Nürnberg entfernt liegt das uns bis dato unbekannte Valencia. Bisher bekannt war nur der Fußballverein, der mittlerweile eine ähnlich unbedeutende Rolle spielt, wie unser Heimatclub in Nürnberg. Voller Fragezeichen und ohne vorherige Recherche ging es völlig ins Blaue. Doch Valencia empfängt uns mit viel Liebe, Sauberkeit und einem tollen architektonischen Mix aus Neubauten und traditioneller Bauweise. Während in London die „Themse“ die Stadt teilt und in Paris die „Seine“ fließt, wurde in Valencia der größte Fluss nach einer Überschwämmung trockengelegt und in einen wahnsinnig schönen Park, der sich durch die ganze Stadt schlängelt, umgewandelt. Durch die hohen und modernen Bauten, welche die „grüne Lunge“ der Stadt umzingeln, blitzen hier und da auch mal kurze Central-Park-Momente auf. Neben den vielen Parks glänzt „Vale“ jedoch vor allem 170 Kilometerlangen Fahrradwegen. Nur ein paar Stunden nach der Ankunft war somit klar: wir brauchen Bikes! 

Mit unseren neuen fahrbaren Untersätzen die 20 Kilometerlange Strandpromenade entlang zu fahren ist magisch. Die Sonne scheint, der Kopf ist frei… rechts der breite Sandstrand, links süße Restaurants, Cafés und kleine Shops. Es ist Ferienzeit und doch wirkt die Stadt und der Strand nicht überlaufen. Ohne je dort gewesen zu sein, spüren wir San-Diego-Vibes. Abends setzen wir uns oft einfach nur an den Strand und beobachten die Einheimischen beim Beachvolleyball- oder Fußballspielen.

Die Innenstadt lädt zum Shoppen ein. Neben unseren Bekleidungs-Favoriten Bershka und Pull & Bear befindet sich dort eine gelungene Mischung aus bekannten Ketten und individuellen kleinen Shops. Alles eingebettet in süße enge Gassen, in denen Wäscheleinen zwischen alte und farbige Fensterläden gespannt sind. Alte Markthallen, in denen Omi hinter dem Tresen noch Zeit für einen kurzen Plausch mit dein Einkaufenden hat, unterstreichen den mediterranen Charme. Doch auch im Zentrum macht sich die Mischung aus Alt und Neu bemerkbar und so erinnern vor allem die Bauten an großen Plätzen oftmals sogar an die Bauweise der Häuser in Wien.

Das Highlight der Stadt ist zweifelsfrei das „ Ciutat de les Arts i les Ciències“ und liegt in der Nähe des Hafens. Der kulturelle Gebäudekomplex futuristischer Architektur wartet mit einem Wissenschaftsmuseum, einem 3D-Kino, einer Oper und dem größten Aquarium Europas auf. Die 1998 erbaute Wahrzeichen verschafft Valencia den Titel der „Stadt der Künste und der Wissenschaften“. Absolut einen Besuch wert. Obwohl wir tendenziell keine Freunde von Zoos und Aquarien sind, zieht uns vor allem das Aquarium anfangs in seinen Bann und erinnert durch seine tollen Inszenierungen an vielen Ecken an Jurassic Park. Während der Träger zwar mit vielen Auszeichnungen für Tierschutz und den perfekten Lebensraum ausgezeichnet wurde, bleibt neben der Begeisterung dennoch ein ungutes Empfinden zurück. Kein Zoo der Welt kann einen gerechten Lebensraum für Tiere abbilden. So verlassen wir mit 70 Euro weniger in der Tasche und einem unguten Gefühl das Ozeaneum.

Deutlich mehr begeistert sind wir allerdings von den Einheimischen selbst. Eine kühle Hülle mit einem sehr warmen Kern. Schenkst du ihnen ein Lächeln und versuchst du dich in ihrer Sprache auszudrücken, bekommst du viel positive Energie zurück. Da macht es auch nichts aus, dass unsere Spanischkenntnisse nach einem Monat noch nicht ganz ausgereift sind („Hallo, ich bin ein Croissant“… nur ein Klassiker, den wir rausgehauen haben). Neben ihrer temperamentvollen und zugleich liebevollen Art glänzen die Spanier allerdings auch mit ihrer Kleidung. Schlicht, elegant, ohne übertrieben nach „sehen und gesehen werden“ zu schreien und zugleich die Kunst durch Kleidung unaufgeregt ihre Persönlichkeit zu unterstreichen. Toll.

Der Typ auf Bild zwei ist übrigens Andreas (wir wissen nicht, wie er wirklich heißt… aber er sah aus, wie ein Andreas). Andi ist vor 6 Jahren nach Valencia gezogen, hat uns einfach im Café angequatscht und kurz die Welt erklärt. Neben ein bisschen Dampfplaudererei erzählte er uns noch, dass die Spanier im Gegensatz zu den Italienern eine große Frühstückskultur haben (stimmt!), die Fahrradwege innerhalb kürzester Zeit von der neuen Regierung implementiert wurden und Grundstücke hier noch günstig zu erwerben sind (stimmt auch).

Verliebt in diese Stadt, verlassen wir Valencia und ziehen weiter. Bald ist es wieder Zeit für einen Friseur-Besuch. Vielleicht ja in Sevilla? 

8 Kommentare zu „Valencia, Spanien“

    1. Top Secret. Vermutlich von einem sau teuren Designer aus Milano ;D
      Spaß beiseite – sie weiß es leider nicht mehr, geht aber für dich in die Recherche 😘

  1. Guten Morgen Ihr zwei !
    Nachdem ich Valencia fast „verschlafen“ hätte 😉 – schön das Ihr wieder on tour seid ! Viel Spaß in Spanien – hab gehört in Sevilla soll es mit die besten Friseure geben , bin gespannt.
    Liebe Grüße Sabine

  2. Marion Dehnhardt

    Schön, wieder coole Bilder und schriftliche Beiträge von dir Tom und Julia B. zu sehen und zu lesen. Schöne Zeit in Spanien wünscht euch die Marion ☀️😎🌴

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