San Pedro de Atacama, Chile

Endlose Weite. Weit und breit keine einzige Pflanze. Verschiedenste Brauntöne. Unbeschreibliche Hitze, da sich die Sonne auf dem Salz am Boden spiegelt. Wir sind am trockensten Ort auf diesem Planeten. Die Atacama Wüste.

Zwei Flugstunden von der Hauptstadt Santiago, sowie weitere zwei Stunden Busfahrt entfernt liegt der kleine Ort San Pedro de Atacama… mitten im Nirgendwo. Karge Landschaft. Alles ist ruhig. Wir kommen uns vor, als wären wir auf „Tatooine“, dem Wüstenplanet von Star Wars, gestrandet.

Der 4000 Einwohner kleine Ort liegt auf einer Hochplateau umgeben von Wüsten, Sanddünnen und rosa-braun gestreiften Bergen.  In SPDA, wie ihn die Einheimischen nennen, gibt es nur ein paar kleine Hostels, Restaurants und Touren-Anbieter. Letztere kämpfen um die vielen Touristen. „Auf eigene Faust“ ist hier nicht angesagt. Dafür ist die Gegend zu speziell. San Pedro liegt beispielsweise auf 2450 Metern Höhe, weswegen wir es die ersten Tage etwas langsamer angehen müssen. Höhenkrankheit. Kopfschmerzen. Nicht schlimm, aber vorhanden. Coca-Blätter sollen helfen.

Wir wohnen in einem zuckersüßen Hostel am Ortsausgang mit einem kleinen Pool und einem tollen Innenhof. Hier planen wir die Ausflüge für die nächsten Tage. Aber zuvor ist noch eine wichtige Sache zu erledigen. Nach fünf Wochen (!) geht es endlich wieder zum Friseur. Wichtig. Jedoch gibt es hier kaum Friseure. Also mache ich mich mit Google-Maps auf die Suche. Als ich an der angepeilten Location angekommen bin, stehe ich vor einem ganz kleinen Spielzeugladen. Mit meinem gebrochenen Spanisch frage ich nach dem Friseur. Zack. 2 Sekunden später sitze ich auf einem provisorischen Friseurstuhl mitten im Spielzeugladen. Nach 3 Minuten kommt eine Frau und fragt nach der gewünschten Länge. Rums. Das wars. Nach 10 Minuten bin ich fertig. 5 Euronen hat der Spaß gekostet. Der Schnitt ist so mittel. Ich werde es verkraften. Zurück zu diesem besonderen Fleck auf dieser Erde.

Wir lieben es durch die Gassen zu schlendern, checken Restaurants aus und beobachten Menschen. Am zweiten Abend treffen wir Maria. Maria war 2016 bei ein paar Konzerten meiner Band. Wir hatten viele Jahre keinen Kontakt. Über Instagram haben wir erfahren, dass wir in der gleichen Gegend sind. Wahnsinn. Am anderen Ende der Welt treffen wir eine junge Dame, die von Nürnberg mitten ins Nichts gezogen ist. Sie betreibt hier ein kleines Hotel mit ihrer Familie. Ihr Freunde ist auch am Start. Sie erzählt uns viel über ihr Leben hier in Chile, sowie die Beweggründe, warum sie Deutschland verlassen hat. Spannender Abend. Ein paar Tage später treffen wir die beiden erneut und kochen gemeinsam Falafeln in der Hotelküche.

Einen Tag später steht unser erster Ausflug an. Die Touren starten hier bereits um 07:00 Uhr, da es später einfach zu heiß ist. Wir machen eine Fototour und besuchen unter anderem einen alten Bus, bei dem vor 60 Jahren die Achse gebrochen ist, als er die Arbeiter von den Salzmienen abholen wollte. Instagram-Modus an & Go. Mit uns sind natürlich noch viele andere Personen hier. Auf den Fotos lässt Julia das aber so aussehen, als wären wir Mutterseelen allein. Geschickt. Profi eben.

Wir sind begeistert und buchen am nächsten Tag direkt eine weitere Tour. Der Geldbeutel blutet. Es geht zum Baltinache Salzsee. Über eine Schotterpiste geht es 1,5 Stunden durch die Wüste. Im Radio läuft „Sweet Chile o Mine“ von „Guns n Roses“. Cool. Mitten im Nichts hält unser Jeep. Wir steigen aus und vor uns liegen 7 Lagunen. Kristallklares Wasser. Sensationell. 10 Meter tief. 90 % Salzgehalt. Mehr muss nicht gesagt werden. Wir hüpfen natürlich rein. Es ist unbeschreiblich. Wir schweben in diesem Naturpool. Die Haut fühlt sich nach 30 Minuten so weich an. Ein Traum. Blöder Fehler: Am Vortag haben wir beide im Zuge der regelmäßigen Körperpflege-Sessionen Rasuren vorgenommen. Salz + Rasur = Keine gute Idee. Drei mal kurz die Zähne zusammen beißen und dann geht’s wieder.

Nach ein paar weiteren ruhigen Tagen, buchen wir zum Abschluss noch eine Sterne-Wanderung. Der Sternenhimmel hier gilt als der klarste der Welt, weswegen die NASA hier auch einige Stationen hat, um einen Blick nach oben zu werfen. Wir werden um 22:30 Uhr abgeholt und fahren wieder mitten in die Pampa. Das letzte Stück schaltet der Fahrer die Scheinwerfer aus, damit sich unsere Augen schon einmal an die Dunkelheit gewöhnen können. Als wir nach 30 Minuten aussteigen erblicken wir ungefilterte, reine Schönheit. Ein Lichtermeer. In diesem Momenten fühlt man so stark. Alles ist ruhig. Man steht einfach nur da und blickt nach oben. Wir umarmen uns und sind einfach dankbar für diese Erfahrung.

Ein Guide schießt noch ein paar Erinnerungsfotos und erklärt uns etwas über die Sternbilder. So spannend. Zum Abschluss dürfen wir noch durch ein Teleskop schauen. Mittlerweile ist es 01:30 Uhr. „Der Mond geht auf“ und wir blicken direkt auf ihn durch das Teleskop. Was für eine Anmut. Sicher einer der intensivsten Momente auf dieser Weltreise.

Nach so vielen Wochen ist es Zeit Chile wieder zu verlassen. Das Land hat uns schleichend verändert. Viel Bewusstsein für Zeit. Viel Leichtigkeit. Viel Wertschätzung und Dankbarkeit, denn wann werden wir in unserem Leben wieder so viel Zeit zu zweit haben?

Eigentlich haben wir noch ein paar Wochen in Südamerika eingeplant. Unser Herz schlägt jedoch anders. Wir müssen zurück in das Land, in das wir uns auf Reisen so verliebt haben. Hol den Kaugummi und die Cap raus. Ab in die States, Baby.

12 Kommentare zu „San Pedro de Atacama, Chile“

  1. Wooow!
    Ich bin hin und weg von den beiden Fotos von euch mit dem Sternenhimmel im Hintergrund 🌟. Die am besten mal ausdrucken und in eure Wohnung hängen! 😍 Würde so gut reinpassen.
    Wirklich tolle Bilder 😊

  2. Kessy Bärenz

    Hi meine Lieben, ich hinke leider hinterher. 🙃 Ich teile so unglaublich gern diese wunderbaren Eindrücke mit euch und dass Geschriebene. Erlebnisse fürs Leben. Euch noch eine gute Zeit. Ganz liebe Grüße Kessy 😘

  3. Hey Tom 🙂
    Freut mich, dass ihr beiden so schöne Erlebnisse habt. Ich bin ehrlich gesagt erst jetzt nach deinem Ausflug dort in die Wüste richtig neidisch. Erinnert mich an damals™ in Namibia, ich war auch einfach so fertig, die ganze fucking Milchstraße sehen zu können. Darum hab ich den Text „bitte sagt mir, dass ihr Nachts auch da wart“ brabbelnd gelesen, bis ich endlich an die Stelle kam. Gut gemacht, compadre!

    Noch gute Weiterreise und schöne Grüße!
    Benjo

    1. Benjo 🐆
      schön von dir zu lesen.
      Da hast du recht – was für ein unvergessliches Erlebnis ⭐️⭐️⭐️💫
      Bis bald, Compadre 🤘🏻

  4. Es hat sich wirklich gelohnt auf Euch in der Wüste zu warten 🌵🐍🌗💫-Julia, Deine Bilder sind unglaublich !
    Danke für die tollen Eindrücke… bis bald in den Staaten – habt hoffentlich genug Wrigleys dabei 🤣, Sabine

  5. Marion Dehnhardt

    Hallo Tom und Julia B. ein Highlight jagt das Nächste. Wieder coole Erlebnisse, die ihr gemacht habt, hinterlegt mit grandiosen Fotos.
    Schöne Zeit euch und viel Spaß weiterhin wünscht euch die Marion 🤓

    1. Danke dir Marion 🙂
      Ja, in Chile hatten wir echt tolle Highlights. Alles war dabei: wüste, Gletscher, bunte Städte und und und 🙂

      Drücker 🙂

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