Ein knallroter Camouflage-Teppich, alte Tourplakate, Schallplatten und Gitarren begnadeter Künstler zieren die Wände unseres Hostels. Die ebenfalls in der Unterkunft angemieteten Proberäumen sorgen durch dröhnendes Wummern und undefinierbaren Sound für einen besonderen Flair. An der Rezeption sitzt Shelly. Sie kaut auffällig Kaugummi, hat den wohl coolsten Afro der City, trägt eine Polizeiuniform und begrüßt uns in gewohnt lässiger US-Manier: „Welcome to Music-City-Hostel, Bro“. Stark.
Der erste Stop unseres dreiwöchigen Roadtrips führt uns in „the golden City“… San Francisco. Touri-Programm, Instagram-Spots und Pizza für 28 Euro. Amazing.
Die Stadt hat wirklich einen unverkennbaren Charme, tolle Architektur und Sehenswürdigkeiten im Minutentakt. Magic-Vibes, aber nur solange man die Hotspots besucht. Drei Straßen weiter trifft man auf Armut, die seines Gleichen sucht. Es riecht nach Erbrochenem und Urin. Wir wechseln ständig die Straßenseite, da wir uns zum ersten Mal auf der Reise sehr unsicher fühlen. Zeltstädte, die von den vielen drogenabhängigen Obdachlosen besiedelt werden. Und irgendwie sieht jeder weg. Die Schere zwischen Arm und Reich ist riesig. Extremer Reichtum vs. extreme Armut. Ein Gefühl, dass wir nicht richtig einordnen können.
Zurück zur schönen Seite von San Fran. Ab zum Pier 39, ein paar Seelöwen zuwinken, den malerischen Blick auf das Meer genießen und die Gefangenen-Insel Alcatraz im Hintergrund bewundern. Die Welt ist hier schön und bunt, der Geruch von Weed ummantelt einen ungewollt beim Spaziergang und Taylor Swift beschallt uns aus jedem zweiten Souvenir-Store.
Weiter gehts zur 5 Minuten entfernten Fishermanns-Whraf, vorbei an religiösen Verschwörern, Straßenständen, Skate-Parks und einer Iran-Demo. Wir mittendrin und ich mit Mütze bei 25 Grad und Sonnenschein (die Mütze konnte aus Styling-Gründen nicht entfernt werden). So macht San Francisco Spaß. Nun heißt es die Eindrücke verarbeiten und ein bisschen Energie-Tanken. Ab in den Golden-Gate Park.
Was für eine lässige Atmosphäre in der grünen Lunge der Stadt. Fest installierte Pianos und Menschen, die zusammen singen, tanzen und musizieren. Ausstellungen, ein japanischer Garten und ein Riesenrad. Man könnte hier wirklich Stunden verbringen.
Abends geht es noch in unser Lieblingsviertel „Ashbury Heights“. Hier wohnten früher die Hippies und auch heute noch verleihen sie dieser Gegend noch immer das gewisse Etwas. Coole Cafés und Bars, Second-Hand Mode und ausgeflippte Plattenläden. Menschen mit riesen Platteu-Schuhen in glitzernden Vintage-Kleidern. Halbnackte und Menschen im Superman-Outfit. Hier gibt es keine Trends, kein falsch oder richtig. Wir flanieren, beobachten und genießen.
Eine Sache darf natürlich nicht fehlen. Die Golden Gate Bridge. Wir stellen den Wecker auf 07:00 Uhr und sind eine der ersten Besucher an dem Tag. Die Sonne lässt die Brücke noch mehr erstrahlen und wir entscheiden uns spontan die fast 3 KM lange Brücke zu Fuß zu überqueren. Nach ca. 30 Minuten ergeht es uns wie in dem Horror-Film „The Fog“ – Nebel des Grauens. Alles zieht zu und eine Wolkendecke verschlingt das rote Gerüst. An Dramaturgie wohl kaum zu überbieten.
Auf der anderen Seite der Brücke gelangt man in nur wenigen Minuten nach Sausalito. Ein süßer kleiner Ort, der vor allem für seine ulkigen Hausboote bekannt ist. Wir schlendern an der Uferpromenade entlang, gönnen uns ein Eis und malen uns aus, wie der nächste Nicolas Sparks Roman hier verfilmt werden könnte.
Zu guter Letzt heißt es noch „Happy Halloween“. In den USA ein Feiertag, der Weihnachten in seiner Bedeutung gefühlt in nichts nachsteht. Alles ist dekoriert, alle sind verkleidet. Vom Verkäufer im Supermarkt bis hin zur Stewardess im Flugzeug. Das angesagteste Outfit ist dieses Jahr wohl die Chipspackung… „Cheetos“ genannt. Wie die Kinder mit Einbrechen der Dunkelheit von Haus zu Haus ziehen, um Süßigkeiten zu ergattern ist zuckersüß. Mit vielen schaurigen Eindrücken und 20 KM in den Beinen landen wir jedoch um 21:00 Uhr im Bett.
Wir verstehen den Hype um San Francisco. Allerdings ist es nicht unsere Stadt. Das quirlige Großstadtleben mit der Kombination aus Armut und hochglanzpolierten Spots ist für ein paar Tage toll… mehr aber auch nicht.
Jetzt heißt es „raus aus der Stadt, ab in die Natur“…endlich wieder.
Hello Tom and Julia B.,
nice to hear from you 🤓
San Francisco, coole Stadt für coole People.
Beautiful Pictures and amazing Texter.
Have a great time and greetings from Marion
Wow teste gerade my English 😂
Amazing. You did a great job, marion 👍🏻 Greetings to Nbg 😘