Missoula, USA Teil II

Der Duft von Spare Ribs in der Luft, die Sonne scheint und in unmittelbarer Entfernung hört man bereits den Stadionsprecher die aktuelle Aufstellung durch die Lautsprecher schallen. Es ist Spieltag. NFL. Football. Die Stadt färbt sich weinrot in den Vereinsfarben der Montana Grizzlys. Ein Event, dass eher einem Rock-Festival, als einem „Spiel“ gleicht. Wir sind infiziert. Tausende Leute pilgern aus ganz Montana nach Missoula, um das Spiel der einzigen Profimannschaft in diesem Staat zu sehen. Die Leute reisen meist mehrere Tage vorher an und bauen ihre Zelte auf, kochen den ganzen Tag vor ihren überdimensional großen Wohnmobilen. Der Elektronik-Markt macht den Umsatz seines Lebens, da viele Leute keine Tickets ergattert haben, sondern einfach einen TV kaufen und diesen auf ihrem Zeltplatz aufstellen. Hauptsache dabei sein. Unvorstellbar. Das ist Football. Vom Spiel selbst verstehen wir nicht viel, aber vermutlich hat die Cheerleaderin ein Verhältnis mit dem Quaterback… reine Spekulation… ist aber ja in den meisten Filmen aus den Staaten so.

Wir inhalieren weiterhin jede Sekunde an diesem wunderbar schönen Fleck. Missoula macht es uns so einfach. Wir testen jedes Café, hängen mit den „Cool-Kids“ in der Uni ab und werden Teil dieser Stadt. Bei einem Piano Konzert werden wir von wohltuenden Klängen verzaubert. Während der Pianist die Tasten des Steinway & Sons Piano streichelt, verliert Julia nach 8:16 Minuten allerdings ihre Contenance. Die Augen werden schwer und es verschlägt sie in die Traumwelt. Gute Nacht. Ich halte zusammen mit den anderen im Ü65-Publikum brav bis zum Ende durch. Am nächsten Abend steht die Open-Mic-Night in der Uni an. Singer & Songwriter, Poeten und andere Künstler stellen hier in einer Wohnzimmergleichen Location ihre schönsten Werke vor. Wir sitzen ganz hinten (natürlich bei den Cool-Kids) auf dem Sofa, lassen uns verzaubern und naschen die kostenlosen Cookies.

Ein paar Tage später steht wieder Sport auf dem Programm. „Get the f**k out of here, assh**le“ halt es von der kleinen Tribüne. Eine Mutter regt sich tierisch über ein nicht gegebenes Foul an ihrer Tochter auf. Die Grizz-Soccer Girls haben an diesem Tag nämlich ihr zweites Saisonspiel gegen Northern Colorado. Geschätzte 2000 Zuschauer geben sich dieses Spektakel (zu meinen glorreichen Zeiten beim TSV-Falkenheim hatten wir nie so viele Zuschauer…something went wrong). Bis auf Mutti sind alle gut drauf, singen brav zu Beginn die Nationalhymne mit und zelebrieren die Girls. Es gibt gesalzenes Popcorn, als Einlauf-Hymne läuft „Enter Sandmann“ von Metallica und vor uns sitzen vier coole Mums, die ohne Probleme auch bei Desperate Housewifes eine Rolle ergattern könnten. Die Stimmung ist toll, ich nerve Julia mit allen bekannten Fußballweisheiten, alles fühlt sich gut an und unsere Grizz-Girls gewinnen verdient mit 2:1. Toll. 

Die tägliche Arbeit im Hostel hat uns in ihren Bann gezogen. Abends können wir es kaum warten wieder aufzustehen und loszulegen. So arbeiten wir auch an unseren freien Tagen. Es ist so wertvoll wieder eine Aufgabe zu haben. Julia ist „Lord of the Wäsche“ und ich flitze wie Mr. Doubtfire durch die Zimmer, um sie zu reinigen. Nach der Arbeit cruisen wir mit unseren Low-Rider Bikes, durch die Straßen und beobachten den Alltag. Die Häuser werden langsam für Halloween vorbereitet und Wahlplakate beliebter Politiker zieren die Vorgärten der Bewohner. Julias Highlight sind die sogenannten Thrift-Shops. Second Hand im USA-Style. Auf Bild 1 seht ihr ihren Lieblingsladen. Und ja…sie hat alle Teile angesehen…mindestens 4x.

Nach den ganzen Shopping-Trips ruhen wir uns am Liebsten in der Lobby in unserem wunderschönen Hostel aus und knüpfen wunderbare und inspirierende Kontakte. Wir treffen unter anderem die Tochter der Hollywoodgröße Annette O Toole ( bekannt aus Virgin River & Smallville. Anm. d. Red.), gehen mit Su, einem Inder, der in seinem Auto lebt, zum Sushi-Restaurant ums Eck, quatschen mit Brian, einem Lehrer, der soziale Gerechtigkeit in einer Uni unterrichtet und neidisch auf das Deutsche-System blickt und ziehen mit Andrew und Cristina aus San Francisco um die Häuser. Wertvoll.

Wir werden die Zeit hier nie vergessen. Das liegt auch vor allem an Chris, unserem Hostel-Chef. Mit ihm verbringen wir einen wunderbaren Tag auf dem Blackfoot River und lassen uns von seinem kleinem Boot durch die Rocky-Mountains schippern. Ich möchte alles von ihm und seiner Lebenseinstellung aufsaugen und stelle ihm gefühlt 1000 Fragen an diesem Tag. Fan-Boy. In Kürze reist er wieder auf die Solomon-Islands nahe Papa Neuguinea, um dort zu helfen und zu unterrichten. What a man! Am letzten Abend gehen wir mit ihm und seiner Freundin Carolin in ein romantisches Restaurant am See zum Essen und stoßen auf diese wunderbare Zeit an. Es fühlt sich an wie Familie. Chris verabschiedet uns mit den Worten: „keep the light in your eyes and try to make the world a better place“. So schön, oder?!

Nach einem Monat verlassen wir schweren Herzens und mit einigen Krokodils-Tränen Missoula und ziehen weiter.
Missoula schimpft sich selbst „the last good place“. Das stimmt. Wir hatten hier den bis dato schönsten Herbst unseres Lebens. Bis bald, wir kommen wieder. 

10 Kommentare zu „Missoula, USA Teil II“

  1. Ihr Lieben,
    die letzten beiden Blogposts haben mich wirklich so abgeholt 😍. Es fühlt sich wirklich so an als wäre man selbst dabei. Ihr seht auf den Bildern total happy aus und es klingt einfach nach einer wirklich schönen Zeit 🥰. Fabi und mich erinnert das übrigens an unsere Zeit im Manor House in Neuseeland, wo wir auch Woofing gemacht haben. Immer wieder schön, sich an die Zeit zu erinnern. 🥹
    Danke, dass ihr uns an euren Reisen teilhaben lasst 🙏.

    1. BäbsnJoe, Mr. Fäbs.
      Schön, dass ihr uns noch folgt 🤗
      …das glaube ich. So einen Trip vergisst man nie. Grüße in die Rolli 😘

  2. Seid dem lesen und ansehen der Bilder stehen mir die Tränen in den Augen…weiß nicht, ob ich hätte weiterziehen können…hört sich so nach Heimat an und einem sooooo schönem Lebensabschnitt, ich freue mich sehr für Euch und für die vielen mega schönen Augenblicke!
    Wünsche Euch in San Francisco eine tolle Zeit mit vielen schönen Erlebnissen!
    Dicken Knutscher 😘

  3. Hallo ihr Lieben! Ein ganz toller Blog mit wunderbaren Bildern – man fühlt sich fast, als wäre man dabei 🙂 Auch wenn der Abschied von Missoula offensichtlich schwer fiel, habt ihr ja noch ganz viele tolle und aufregende Ziele vor euch! Wir freuen uns schon auf den nächsten Bericht.
    P.S. Halloween wird bestimmt „stark“. 😉
    hugs & kisses aus Kornburg
    Laura + Felice

    1. Wie schön von euch zu lesen 😘
      Toll, dass ihr uns folgt 🙂
      Halloween haben wir allerdings ein bisschen verschlafen 😅😵‍💫 mehr dazu im nächsten Bericht 🙂

      Fetten Drücker nach Kornburg

  4. Jetzt will ich auch noch nach Missoula. Das hört sich wirklich an, als wäre die Welt da noch in Ordnung und euer Strahlen auf den Fotos sagt auch einiges ❤️
    Ich hoffe nur, die nehmen ihre Fernseher nach dem Event mit ☝️
    Gute Weiterreise Mr. Doubtfire und Mrs. Wäsche 🙂

  5. Marion Dehnhardt

    Hallo Tom und Julia B.,
    sehr coole Schilderungen eurer Erlebnisse, die ihr in den USA erlebt.
    Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß und freue mich die neuesten News von euch zu lesen und mir die fantastischen Bilder zu betrachten.
    Schöne Grüße from Germany von Marion 🤓

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