05:30 Uhr – der Wecker klingelt. Leicht verschlafen fahren wir zum Sonnenaufgang durch eine Palmenallee entlang der Küste. Der dunkelblaue Himmel färbt sich langsam in lila-orange. Vorbei an einem alten Bananenverkäufer im LA Lakers-Trikot, der gerade eine Lieferung an seiner Blechhütte empfängt und an zwei Straßenhunden, die uns zuversichtlich zunicken. Im Radio läuft „Feel“ von Robbie Williams in der Live-Version. Wir fahren zum „Le Morne“, um den höchsten Berg der Insel zu besteigen. Bei der Ankunft müssen sich alle Wanderer in ein Buch eintragen, damit die Ranger abends kontrollieren können, ob auch wirklich alle wieder unversehrt den Abstieg geschafft haben. Es geht los. Nach den ersten Schritten sage ich direkt motivierend zu Julia, dass wir „jetzt erstmal ordentlich Gas geben müssen, um ein bisschen Zeit zu gewinnen“. Sie rollt nur mit den Augen.
Die erste Stunde begleitet uns ein Doggo und versüßt uns die Zeit, bis wir zu einem Warnschild gelangen, welches darauf hinweist, dass ab hier nur noch geübte Personen mit Klettererfahrungen passieren dürfen. Mittlerweile ist es 09:00 Uhr. Die Sonne bricht vermehrt durch den dicht bewachsenen Dschungel. Das Shirt ist bereits schweißdurchtränkt. Nach einer Weile merken wir, wie wir an unsere körperlichen Grenzen stoßen. An der extrem steilen Felswand zittern meine Knie. Wir diskutieren die Wanderung abzubrechen. Genau in diesem Moment treffen wir auf eine Gruppe mit einem Guide. Als wir ihm von unserem Vorhaben berichten, meint er nur „: Guys, it´s just in your mind. Follow me and i will bring you to the top“. Gesagt, getan. Nach zwei Stunden haben wir es geschafft und erfreuen uns an einem der schönsten Aussichten, die wir bisher gesehen haben. Eine Mischung aus verschiedensten Blautönen im Meer zaubert uns ein Lächeln auf unser verschwitztes Gesicht. Wir sind auf Mauritius, „die Zuckerinsel“ im Indischen Ozean.
Sono & Kiwi on tour again
Nachdem wir seit der Weltreise vermehrt Europa (Portugal, Spanien und Italien) unsicher gemacht haben, steht nun endlich wieder eine Fernreise auf dem Programm. Sono & Kiwi on tour again. Flughafenluft atmen, Zeitschriftenläden durchforsten und ohne Kaufvorhaben die Luxusgeschäfte von Gucci, Prada und Co. erkunden. 31 Stunden von Tür zu Tür stehen uns bevor. Nach der Ankunft auf Mauritius klopft jedoch bereits die erste Hürde an: Linksverkehr. Kleiner Spoiler: Während des gesamten Urlaubs bin ich 17x auf der falschen Seite eingestiegen und habe 34x den Scheibenwischer anstatt den Blinker betätigt. Nicht meine Welt. Sichtlich geplättet von der Flugreise sprechen wir bei der Fahrt auffällig wenig und versuchen bei tiefster Dunkelheit sicher unser erstes Hotel zu erreichen. Was uns nach Ankunft erwartet, entschädigt jedoch die Reisestrapazen.
Der Norden
Unser erstes Hotel im Norden der Insel punktet bereits ab der ersten Sekunde. Strahlende Servicekräfte, die sich mehrmals am Tag nach dem Wohlbefinden erkundigen, ein Infinity-Pool der seinesgleichen sucht und ein Hotelhund namens „Tripadvisor“ (wir haben ihn so getauft, da er ein Star auf der bekannten Travel-Plattform ist) verschaffen uns unvergessliche Momente. Doch wir wollen mehr in die Kultur eintauchen. Ab in den nächsten Ort. Umzäunte Fußballplätze mit Graffiti an der Wand und Kinder die unbeschwert im Kylian Mbappé Trikot kicken. „Merci“ hier und „Bon jour“ dort. Französisch ist neben kreolisch die Landeshauptsprache. Die Einflüsse sind nicht nur verbal, sondern auch in der Kultur und in der Bauweise erkennbar. Die Landschaft erinnert an Sri Lanka und an die Dominikanische Republik.
Palmen, wo das Auge hinreicht. Straßenhunde liegen bei alten Männern, die Schach spielen und Frauen singen im Park Volkslieder. Alle bewegen sich langsam. Ein lässiger Vibe ummantelt diese Insel. Reggaeton-Musik, Kokosnuss-Verkäufer und Flecken der Sonnencreme auf den Shorts. Wir kaufen uns zwei Radler im Supermarkt und sitzen mit den „Locals“ zusammen am Public Beach. Die Sonne geht langsam unter, wir haben gute Gespräche und fühlen Leichtigkeit, yes!
Den Menschen auf Mauritius geht es gut. Wirtschaftlich steht die Insel an der südöstlichen Küste Afrikas gut da und das spürt man. Die Einheimischen sind gut gekleidet, scheinen sehr selbstbewusst ohne arrogant zu wirken und schenken einem mit Blicken und vielen kleinen Aufmerksamkeiten, Vertrauen und Liebe.
Die Sonne verfolgt uns die ganze Reise. Für meinen Hauttyp „Mehl 405“ ist Lichtschutzfaktor 50 daher ein treuer Begleiter. Im Hotel testen wir alle angebotenen Aktivitäten wie Stand-up-Paddle, Kajak und natürlich auch begleitete Tauchgänge. Auf meine Frage, ob es hier in der Region „Sharks“ gibt, antwortet der Tauchlehrer nur „of course…it´s the ocean“. Nicht die Antwort, die ich hören wollte. Somit zieht Julia alleine mit einer Gruppe erfahrener Tauchlehrer los und staunt über eine der schönsten Unterwasserwelten unserer Reisen.
Mit unserem Mietwagen erkunden wir weiter den Norden der Insel und landen auf einer Plantage mit einem alten Herrenhaus, dass uns an die Zeit in South Carolina erinnert. Gefolgt von einem Rum-Tasting (Vanille, Spicy, Lemongras und Ginger) und drei Mückenstichen begrüßen wir die frei herumlaufenden Schildkröten und dem Straßenhund Leonidas.
Nach einer Woche ziehen wir nun völlig beseelt weiter in den Osten der Insel.
Der Osten
Mehr Natur, kaum Infrastruktur. Wenige Luxushotels reihen sich in großzügigen Abständen an den langgezogenen weißen Sandstränden. Als wir das Tor zu unserer zweiten Unterkunft in Belle Mare passieren, merken wir schnell, dass wir hier ein bisschen aus der Reihe tanzen. Spätestens als man uns die Schlüssel unseres Mietwagens abnimmt, um ihn für uns zu parken und uns zeitgleich einen Prosecco, sowie ein kühles, parfümiertes Reinigungstuch in die Hand drückt, merken wir, dass unsere Outfits leicht ab vom Kurs sind. Julia sieht aus, als ob sie gerade von einem Yoga-Kurs kommt. Ich brilliere im Bali-Trägertop, um möglichst alle Tattoos irgendwo herausspitzen zu lassen. In der Hand noch eine Tüte vom nahegelegenen Supermarkt „Winners“ mit Salzstangen und Wasser. Ein grandioser Auftritt.
Das Hotel könnte problemlos im ZDF beim „Traumhotel“ als Location dienen. Wir fühlen uns permanent, wie in einer Raffaello-Werbung und genießen die Annehmlichkeiten, wie die tägliche Teezeremonie um 16:00 Uhr. Abends wird im Kerzenschein Fine Dining von den Kellnern im Anzug präsentiert. Über die Sonos-Lautsprecher läuft gleichzeitig Sade „Smooth Operator“. Gekonnte Inszenierung. Die Gäste nehmen diesen Flair auf und laufen in der schönsten Abendgarderobe auf. Frauen im sommerlichen Marken-Abendkleid und die Männer teils im Anzug oder im Polo von Ralph Lauren. Wir stauen und genießen die Erfahrung. Sehen und gesehen werden. Als wir gut gesättigt in unser Zimmer zurück schlendern, erschrecken wir als wir Licht in unserem Apartment sehen. Zu unserer Überraschung waren die Reinigungskräfte ein weiteres Mal in unserem Zimmer und präsentieren Blumenschmuck, Schokolade sowie Kerzenlicht für alle Gäste, die nach dem Essen in ihre Zimmer zurückkehren. Just for the show.
Wenn wir nicht gerade in Büchern versinken oder verträumt auf das Meer starren, besuchen wir als einzige Aktivität noch den Markt in Flaq. Der Duft von Räucherstäbchen ist hier allgegenwärtig, es wird lautstark gehandelt und Julia ergattert im Kaufrausch vier Taschen. Ich hingegen kaufe eine Original-Boxershort der weltweit bekannten Marke „Kaiwen Klien“.
Bevor wir in den Süden weiterziehen, bekommt das wunderbare Hotel noch kleine Abzüge in der B-Note. Zwei Kakerlaken Namens Tim und Cristiano statten uns spät Abends noch einen Besuch ab. Spätestens als Cristiano sich an unseren Zahnbürsten zu schaffen macht, packt uns der Eckel und wir rufen leicht panisch die Rezeption. Als kleine Widergutmachung wurden wir in ein neues großes Zimmer mit freistehender Badewanne und Luxusbett verfrachtet. Uns gefällts. Tim und Cristiano haben auch ihre Ruhe. Alle sind glücklich.
Der Süden
Auf unserem Weg in den Süden machen wir Halt in den Highlands, um eine Teeplantage zu besuchen. Die grauen Wolken passen perfekt zu den deutlich sinkenden Temperaturen. Auch die Qualität der Wohngegenden nimmt ab und so fahren wir vorbei an alten Repsol-Tankstellen, Häusern mit abgeblättertem Anstrich, verblassten Pepsi-Werbeschildern sowie Eseln und Hühnern auf den Gehwegen. Die Einwohner der Dörfer in den Highlands tragen weiße Gewänder und präsentieren stolz die Bemalungen auf ihrer Stirn. Der Hinduismus ist hier sehr ausgeprägt. Angekommen bei der Teeplantage von Bois Cheri erwarten uns riesige Tee-Felder in einem saftigen Grün. In einem Holzhaus auf einem nahegelegenen Berg entspannen wir neben ein paar Äffchen bei einem Tea-Tasting und lassen uns bei einem wundervollen Ausblick alles über die Herstellung erzählen.
Angekommen im Süden des Landes werden wir umgehend von der blühenden Flora und Fauna überrascht. Ständig verfolgt vom Blick auf den höchsten Berg „Le Morne“, begeistert uns der südliche Teil Mauritius am meisten. Die Dichte der Sehenswürdigkeiten nimmt zu und so besuchen wir die siebenfarbige Erde, erklimmen den höchsten Berg und wandern zu einem kleinen Wasserfall.
Nach knapp 14 Tagen fliegen wir dankbar und reich an Eindrücken wieder zurück in die Heimat. Mauritius ist bunt. Die Welt ist bunt und das nächste Abendteuer steht schon vor der Tür. In Kürze geht es weiter in kältere Gefilde.
Danke für den tollen Bericht! Da bekommt man Fernweh 🙂
Vielen Dank lieber Richard 🙂
Schön, dass du uns folgst 💚🤘🏻
Nach langer Durststrecke und ewig gefühlter Pause gehts endlich weiter – I am happy , thanks so much 😘. Ich hab es genossen den Blog auf der Terrasse bei Sonnenschein und leichtem Wind aufzusaugen DANKE dafür
That sounds great ☕️
Schön, dass du noch mit am Start bist 😊
Fühl dich gedrückt
Köstlich – besonders „Mehl 405“ 🤣🤣
Und wohin geht’s als nächstes?
…das erzähle ich dir beim nächsten Treffen 😉
Man muss die Spannung ja hochhalten 😀
Als euer treuer Fan Tom und Julia hab ich mit Schmunzeln und Lachen diesen coolen Blog gelesen und die tollen Fotos betrachtet.
Mauritius „eine Reise“ wert.
Freu mich schon auf eure „next Adventure“
Grüße von Marion
Danke Marion 💚 sehr lieb von dir ☺️
Wieder ein wunderbarer Reisebericht. Ihr versteht es Einen mitzunehmen.
Sehr lustig die Kakerlaken-Geschichte und es fällt auf, dass Du Tom (ausnahmsweise) nicht beim Friseur warst 😉😉😉
Alles Liebe
🙋🏼♀️ Anja
Danke liebe Anja 🥰
Ja – da hast du Recht. Bei der nächsten Reise muss ich unbedingt wieder zum 💇🏼♂️😅