Du wachst langsam auf. Die Sonne küsst dein Gesicht. Du reibst dir deine verschlafenen Augen. Igitt! 20 Ameisen tanzen wild auf deinem Kopfkissen!!! Schnell unter die Dusche. Gelblich gefärbtes Wasser kommt aus dem Duschkopf. Bah! Ab ins Internet und eine neue Bleibe für die nächsten Tage suchen. Wifi geht nicht. Toll! So in etwa war unser Start in Georgetown. Sehr schade, da unsere erste Unterkunft auf der Insel im Norden Malaysias eigentlich vielversprechend aussah. Ein altes Herrenhaus, enge Gänge, knarzende Holzböden und kleine Zimmer, stimmig eingerichtet mit leicht angerosteten Factory-Möbeln.
Aber kein Grund zur Panik. Wifi organisieren und dann ab ins neue Hotel: Wolkenkratzer, Infinity-Pool, Zimmer „like Marriot-Hotels“, kurz umarmen und dann ab die Region anschauen. Georgetown hat nämlich viel zu bieten. Die Hauptstadt der Insel Penang mit seinen Kolonialbauten ist Unesco Weltkulturebe und besticht insbesondere durch seine Streetart.
Lights – Camera – Action! Beobachtet man einfach das Treiben, so könnte man sich hier perfekt vorstellen, wie James Bond einen Bösewicht über die Dächer jagt und anschließend mit seinem Aston Martin durch die engen Gassen brettert. Ein Instagram-Spot jagt den Nächsten. Die Häuser sind meist in grellen Farben angestrichen. Der Putz blättert überall leicht ab. Während 40 Meter weiter ein altes verrostetes Motorrad voller Taubenkot steht, folgt ein süßes Café nach dem anderen. Aufgegossener Beton am Boden, raue Wände, Klimaanlage,„cleane“ Möbel ohne Schnick-Schnack und dazu ein schwarzer Tee mit Milch. Abgerundet wird alles durch angenehme Klänge von „Café del Mar“. Die Welt ist in Ordnung. Diese Mischung aus Dreck und Schönheit verschafft dieser Stadt einen unverkennbaren Charakter. Viele Ecken und Kanten, doch wer den „Asian-LoveDirt“ versteht und zulässt, wird diese Stadt lieben.
Unseren dritten Jahrestag verbringen wir im Gudang-Restaurant. Hier gibt es die leckersten Gyoza der Stadt und den zweitlängsten Tisch der Welt. Die wohl aufregendste Erfahrung hatten wir jedoch in einem indischen Restaurant direkt an der Straße. Die Teller und Kochtöpfe haben bereits zwei Weltkriege überlebt, das Geschirrtuch hatten 17 verschiedene Leute während unserer Anwesenheit in der Hand. Grelles Licht flattert und beim Eintreten wird man von einer Geruchsmischung aus Schweiß und Gewürzen begrüßt. Vor fünf Jahren hätte ich hier vermutlich keinen Schritt hinein gewagt und meine Mum hätte vorsorglich einen Arzttermin nach dem Restaurantbesuch ausgemacht, aber… das Essen war eines der Besten bisher: Chapati (auch Roti) genannt. Indisches ungesäuertes Fladenbrot mit Soßen zu dippen. Dazu noch Ei und Fleisch. Lecker! Gezahlt haben wir für alles nur 4,50 Euro. Wir waren beide sehr dankbar für diese Erfahrung.
Neben der vielfältigen kulinarischen Bandbreite lockt Georgetown auch durch sein kulturelles Angebot. „Cheong Fatt Sze“ (armer Auswanderer -> Tycoon -> Kaiserberater), der Rockefeller des Ostens genannt, hat sich hier beispielsweise ein Herrenhaus der Extraklasse errichten lassen. „The Blue Mansion“ heißt das Bauwerk, dass mit einem extravaganten Hotel, Teestube und Dayli-Spa aufwartet. Absolute Besuchsempfehlung. Des Weiteren erwartet euch ein Wonderfood-Musem (asiatische Küche in XXL zum Anfassen und lustige Fotos knipsen) und die Clan Jetties. Letzteres sind wilde Holzkonstruktionen auf einem Pier am Hafen. Hier leben sechs chinesische Clans in kleinen Blech- und Holzhäusern steuerfrei. Steueroase better than Monaco! Neben Souverniershops haben Besucher die Möglichkeit frisch gefangenes Seafood zu essen oder einen kleinen Einblick in die „Wohnungen“ der Clans zu erhaschen.
Die Leute auf Penang waren übrigens alle unglaublich lieb, stellen sich unglaublich gerne in langen Schlangen an, freuen sich sehr über Touristen und stehen auf Skin Whitening (vermutlich möchten alle so ein „weißer Hai“ sein wie ich, cool). Von Tag zu Tag kommen wir zudem mehr in Asien an. Unser Ziel ist es keinen Urlaub zu machen, wir reduzieren das Sightseeing und probieren in der Stadt zu leben. Wir versuchen unsere tägliche Routine zu finden. Aufstehen, Mediation, Yoga, Wasser trinken und ganz langsam in der Tag starten. Das erste mal in eine Reinigung gehen und seine Klamotten zu waschen fühlt sich irgendwie heimisch an. Wir tanzen viel zu zweit, erfinden komische Lieder und entwickeln neue Eigenarten. Julia aka Sono prüft welche tödlichen Krankheiten über welche Stechmücke zu welcher Tageszeit übertragen werden können während ich mich in eine manische Hotelrecherche stürze und nahezu alle Hotels in Südost-Asien kenne.
Und jetzt…. ab nach Singapur.
Wir freuen uns für euch und mit euch. Das klingt so gut.
Eindrucksvolle Bilder verschmelzen mit eindrucksvollen Schilderungen, die uns hineinnehmen und uns fast „dabei“ sein lassen. Danke dafür, das ist wunderbar. Eine völlig andere Welt schwappt auf unsere Frühstücksterrasse.
Ich schicke dir mal eine Liste von Orten, Gegenden, Ländern, über die ich auch solche Schilderungen von euch beiden haben möchte 😉 (‚Auftragsreisen‘ nennt man das.
Weiter eine so tolle Zeit BVB
Danke euch ihr Lieben 🙂
Das freut uns total.
Jaaaa – her mit der Liste. Wir sind gerne Auftragsreisende 🙂
Sooo schön :)) freu mich schon auf die nächsten Berichte ?
Danke dir Fabi 🙂 🙂 🙂
Klasse, ich war live dabei ! DANKE ? und Euch viel Spaß in Singapur ( meine Eltern waren dort auch schon mal, allerdings nur drei Tage , dann Weiterflug nach Australien, aber sie waren mega begeistert… ist allerdings schon 22 Jahre her ? ) . Liebe Grüße Sabine
Oh wow, cool – vor 22 Jahren war das sicher noch eine komplett andere Welt.
Unser Blogartikel folgt in Kürze 🙂
Eindrucksvolle Bilder, toller Bericht! Den Punkt mit den Geschirrtüchern hat Julia mitgezählt stimmts ??
Danke Boggi ??
Nope… das mit den Geschirrtüchern war leider ich ?
Klingt echt mega aufregend und schön, echt toll beschrieben ?
Danke Saraaaaah ?