Missoula, USA

„Welcome to Missoula, Montana – Land of the grizzlies and gardens“. Mit diesem Werbeslogan werden wir direkt am Flughafen begrüßt. Die Vorfreude steigt… und auch die Aufregung. Denn in wenigen Sekunden treffen wir endlich Chris, den Besitzer des Hostels, in dem wir die nächsten Wochen arbeiten werden.

In Patagonia Arbeitshose, Sonnenbrille und Trucker-Vintage-Shirt steht er angelehnt an seinen alten, leicht angerosteten Toyota Corolla und sagt mit einem coolen Grinsen im Gesicht vor dem Flughafen: „You might be Julia and Tom, right? How are you doing guys“. Schon nach der zehnminütigen Autofahrt zum Hostel war klar: Hier fühlen wir uns pudelwohl! Die Aufregung ist von 100 auf 0 gesunken. Die Sonne scheint und Missoula begrüßt uns mit 30 Grad.

Das Hostel ist wohl einer der süßesten Orte auf diesem Planeten. Sauber, ruhig und in traditioneller Bauweise voller Liebe und Charme. 100 % Wohlfühlcharakter!

Am nächsten Morgen geht es dann endlich los. Chris zeigt uns den Check-in und Check-out Prozess sowie die Rezeptions-Arbeit. Anschließend folgen die Instruktionen zum Säubern des Hostels. Wir arbeiten täglich 3-5 Stunden an fünf Tagen die Woche. Schnell wird klar… Chris lebt Ordnung und hat für jeden Schritt in seinem Hostel eine klare Struktur sowie ein gut durchdachtes Konzept. Wir können hier unglaublich viel Lernen. Trotz der vorgelebten Ordnung sagt er dennoch immer wieder „don´t work to hard, guys…don´t work to hard“ (bei ihm klingt das im Gegensatz zu mir echt cool, wirklich). Er hat die perfekte Mischung aus Lässigkeit und zeigt uns zugleich, dass er Leistung erwartet. Ein Foto von ihm folgt bestimmt bald, dann könnt ihr die Herzlichkeit in seinen Augen sehen. Was für ein toller Mensch!

Doch nicht nur unser Chef, sondern auch die anderen Menschen hier werfen mit Herzlichkeit nur so um sich. Vielleicht liegt das auch an den teilweise legalisierten Drogen, wer weiß. „Hi Sweeties, you are so kind. What can i do for you“…im Supermarkt“ oder „oh my gosh – look at these curls, so amazing honey“ im Handy-Shop. Im Vorfeld wurde uns oft erzählt, dass diese freundliche Art eher oberflächlich und aufgesetzt wirkt. Wir hingegen lieben es einfach und saugen jedes Lachen auf, dass uns geschenkt wird.

Alles hier ist wie in einem Film. Die 70.000 Einwohner umfassende Kleinstadt ist umzingelt von Bergen, wird von einem Fluß durchquert und fährt mit einem tollen Mix aus Tradition und Moderne auf. Unzählige Pubs, süße Cafes und Restaurants, sowie individuelle Shops und Konzertlocations zieren den Stadtkern. Alles wirkt so gemütlich. Jeder Laden hat hier übrigens sein eigenes Merchandise…egal, ob Teeladen oder Bücherei.

Alle Klischees werden zudem im Minutentakt erfüllt. Gelbe Schulbusse, riesige Pickups (die meist von Männern mit einem Schnauzer und Cowboyhut gefahren werden), überdimensionale Supermärkte und ein Sherif, der in seinem Polizeiauto durch die Hauptstraßen düst. Reizüberflutung egal, wo man hinsieht. Am Schlimmsten ist es im Supermarkt. Dort verbringen wir meist viele Stunden, da es von jeder Produktgattung nahezu 20 verschiedene Anbieter gibt. Seit ein paar Monaten ernähren wir uns vegan / vegetarisch und hatten im Vorfeld schon ein paar Bedenken, ob wir in den Staaten Probleme bekommen. Doch auch wenn nahezu 97 % deftige Fleischprodukte beworben werden, genügen die restlichen drei Prozent locker, um uns satt werden zu lassen. 

Am liebsten hängen wir übrigens in der Uni ab und saugen Amican-Pie-Atmosphäre auf. Ein riesiger Campus mit eigenem Football-Stadion, Konzerthalle und unzähligen Lehrstühlen. Meistens sitzen wir einfach da und beobachten den Style der Studierenden und erfreuen uns an den vielen Stereotypen, die wir bereits aus Serien und Filmen kennen. Mit Schirm, Charme und Melone haben wir in der Uni auch Freikarten für alle Events ergattert. Die erste Show, die wir uns reingezogen haben, war ein klassisches Konzert der Uni-Band. Umzingelt von stolzen Eltern, war es ein Genuss für unsere Ohren.

Wandern waren wir übrigens auch schon. Allerdings mit angezogener Handbremse, da die Wahrscheinlichkeit hier auf Bären zu treffen wirklich sehr hoch ist. Für die Einwohner ist das völlig normal mit den Bären zu leben. Erst zwei Tage vor unserer Ankunft hat ein 200 KG Braunbär die Mülltonnen unseres Hostels durchsucht. Die Leute hier haben eine gesunde Portion Respekt, erzählen jedoch, dass die flauschigen Freunde nur wenig Interesse an Menschen haben. Unser Coolness-Level steigert sich von Tag zu Tag und so tauchen wir schon bald in die richtige Wildnis (ausgestattet mit einem Bären-Spray) ab. Falls ihr keinen weiteren Bericht mehr von uns lesen solltet, wisst ihr ja was passiert ist.

Abends besuchen wir zum Ausklang des Tages oft eines der vielen Konzerte. Ohne zu wissen, welche Musik uns erwartet, steuern wir meist völlig unbedacht in eine Bar und erfreuen uns auch hier an Klischees. Billardtische, eine volle Theke gespickt mit Holzfäller-Hemden, eine Country-Band, die nach und nach jeden (außer uns) zum Tanzen bewegt. Es fehlt nur noch Miley Cyrus aka Hannah Montana, die an der Wand lehnt und Blasen mit ihrem Kaugummi kreiert. Die Schlaghose war hier nie out und Johnny Cash wäre stolz.

Ich könnte noch unzählige weitere Erlebnisse schildern, aber die sparen wir uns für Teil 2. Fest steht jedoch, dass wir unglaublich schnell angekommen sind und uns selten so wohl gefühlt haben. Missoula ist ein guter Platz für die Seele. Chris, der Besitzer des Hostels meinte gestern zu uns: „the world is good to you“….stimmt!

Zugabe: Seattle
Unsere ersten Schritte in Amerika hatten wir in Seattle. 10 Stunden Flug, ab zum Gepäck und dann straight zur Einwanderungsbehörde. Ein Schaulaufen. Wir hatten im Vorfeld schon viel über die Befragung der TSA-Security gehört, dennoch stieg unser Puls bei der Befragung. Neben unserer Reiseplanung wurde auch unser Kontostand abgefragt. Hier mussten wir uns zusammen dem Mitarbeiter auf dem Handy bei unserer Bank einloggen und zeigen, dass finanziell abgesichert sind. Wild. Wir waren minimal aufgeregt, leicht im Gesicht errötet und ein wenig uncool bei 15-minütigen Befragung.

Völlig übermüdet vom Jetlag ging es dann ins 500 Meter entfernte Flughafen-Hotel. Tarantino hätte hier sicher einen Film drehen können. Ermordet wurde in diesem Hotelzimmer sicher auch schon jemand. Vor lauter Aufregung habe ich nur ein Einzelzimmer gebucht, also haben wir uns in ein kleines Bett gekuschelt. Für eine Nacht geht das. Abends sind wir noch in einem kleinen Road-Stop Restaurant essen gegangen. Käse-Pizza für 15 Euro, im Radio singt Britney und im TV läuft Wrestling und Football. USA, USA, USA!

PS: Im Menü unter „Cocktail“ findet ihr ab sofort unser Städte-Ranking 🙂

8 Kommentare zu „Missoula, USA“

  1. Hello ihr Lieben, als begeisterter Cineast ist mir gleich „Backcountry“ zum Thema Bären
    eingefallen. Bitte schön aufpassen, möchte euch gerne gesund wiedersehen. Aber nichtsdestotrotz erlebt ihr wieder eine tolle Zeit mit außergewöhnlichen Begegnungen. Sensationelle Natur, klasse. Habt Spaß! Liebe Grüße Kessy 😘

    1. Ohja, da gibt es einige tolle Filme mit 🐻 z.B. the revenant 🎥
      Bisher haben wir aber noch keine gesehen ☺️

      Einen Drücker für dich 😊

  2. Wieder sehr erfrischend, euer Bericht 🙂
    Falls doch ein Bär kommt, würdest du ihn (wie ich) entweder streicheln wollen oder fotografieren. Und wenn es brenzlig wird, verteidigt dich Julia mit nem Kickboxaerobicgriff 😆

  3. Marion Dehnhardt

    Hallo Julia B. und Tom, wieder mal on Top euer Beitrag und die schönen Bilder 👍
    Da seid ihr ja gut beschäftigt und ich wünsche euch auf jeden Fall viel Spaß und einen super Aufenthalt.
    Seid lieb gegrüßt von Marion 🥳

  4. Hey guys…
    schön zu hören, dass Ihr Euch in so kurzer Zeit so gut eingelebt habt und Euch das „easy Rider-Leben“ gefällt.
    Euer Reisebericht könnte auch Teil eines typischen amerikanischen Films sein !
    Freue mich, das es mit Eurem Job von Anfang an so gut geklappt hat – Eure ersten Eindrücke hören sich nach „wir fühlen uns hier wirklich wohl“ an.
    Worüber ich allerdings etwas ins grübeln gekommen bin – ob Bärenabwehrspray wirklich hilft, wenn so ein Grizzly vor einem steht 🤔! Drücken wir mal die Daumen, dass es nicht zum Einsatz kommt .
    Have a nice day best regards Sabine

    1. …da sagst du was, Sabine 🫣😬🐻
      Irgendwie würden wir aber auch gerne einen Bär sehen…aus der Ferne 🤓

      Danke dir 😘

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