Einfache dunkle Holzbänke, Betonboden, eine gut ausgestattete Bar, Bilder alter spanischer Idole und verblasste Veranstaltungsplakate von 1993 an der Wand. Sparlampen, die den Raum kaltweiß färben und eine 10cm erhöhte kleine Bühne im Eck des Raumes. Punkt 20:30 Uhr geht es los. Das Licht wird gedimmt und verleiht der Location nun eine rot-organene Lichtstimmung. Unsere erste Flamenco-Show geht los! Wir haben eine Frau in einem roten Kleid erwartet… so, wie es hier auf jedem zweiten Flyer dargestellt wird. Vor uns saßen jedoch einfach nur drei Typen auf einer Bank. Der eine ausgestattet mit einer Akustik-Gitarre, der nächste gesegnet mit einer unvergleichlichen Stimme und zuletzt ein Tänzer, der uns nur wenige Sekunden später in seinen Bann ziehen sollte.
Gitarre und Gesang verleihen einem sofort „Buena-Vista-Social-Club“-Vibes. Nur wenige Schritte davor tanzt der „Bailaores“ in seiner eigenen Welt leidenschaftlich zum Takt der Musik auf einer 3×3 Meter kleinen Bühne. Dabei wird geklatscht, gesteppt und sich gegenseitig durch Zwischenrufe motiviert. Nur selten in meinem Leben war ich von einer künstlerischen Darbietung so überwältig. Gefangen in einem Tunnel begann ich durch die Intensität der Show selbst beim Zuschauen zu schwitzen. Wahnsinn!
Wir sind übrigens in Sevilla, die Hauptstadt Andalusiens und die Wiege des Flamencos. Die ersten Tage passiert jedoch nicht viel, da wir uns einfach viel zu wohl fühlen in unserer kleinen zweistöckigen Wohnung. Ausgestattet mit einem kleinen Pool und einer großen Dachterrasse, lieben wir es einfach auszuschlafen, lange zu frühstücken, einzukaufen und mit Ruhe zu kochen oder zu lesen. Abends bummeln wir nur durch die aufregenden Gassen in unserer Gegend, erfreuen uns an den kleinen Stadtoasen, Graffiti und mit Liebe gestalteten Hinterhöfen.
Die Menschen in Sevilla und deren Lebensstil sind komplett konträr zu dem, was wir bisher erlebt haben. Ein anderer Schlag Mensch, der unglaublich offen, leidenschaftlich und herzlich ist. Die Menschen hier LEBEN! Morgens bis in die Mittagsstunden tummeln sich die meisten Leute in Cafés und Restaurants. Cerveza, Aperol, Vino, Cappuccino, dazu ein tolles Gespräch und ein paar Oliven auf dem Tisch. Mehr brauchen die Leute nicht. Danach folgt die Siesta. Denn zwischen 15:00 – 18:00 Uhr geht hier gar nichts. Kaum ein Wunder bei 45 Grad Höchsttemperaturen. Ab spätestens 20:00 Uhr geht das Leben wieder los. Die Tische werden nach und nach wieder auf den vielen Marktplätzen, die sich über die ganze Stadt verteilen, aufgebaut. Jung und Alt, reich und arm sitzen nebeneinander und erfreuen sich über die angenehmen Temperaturen und sitzen bis spät Nachts noch draußen. Morgens geht es wieder in die Arbeit… aber das stört hier keinen.
Noch nie sind wir so schnell in einer Stadt angekommen und waren so verliebt, wie in Sevilla. Leichtigkeit wird überall versprüht. Das bestätigt uns auch Jana, eine alte Freundin aus Nürnberg, die seit Beginn des Jahres in Sevilla lebt. Jana erfährt durch unseren WhatsApp-Status, dass wir in der Stadt sind und so treffen wir uns spontan auf einen Kaffee. Sie hat vor vielen Jahren bereits ihr Herz an Sevilla verschenkt und somit war klar, dass sie sich direkt nach dem Studium hier ein neues Leben aufbaut. Mit ihr hatten wir eine wirklich tolle Zeit und wertvolle Gespräche.
Neben einem Jazz-Konzert besuchen wir zudem noch per Blindkauf ein Konzert einer spanischen Band, die an dem Abend eine Show im Königspalast Alcazar darbietet. Die Show beinhaltet zudem einen Spaziergang durch die riesige Gartenanlage des Palasts, die vor allem durch die Serie „Game of Thrones“ Bekanntheit erlangte. Auch die Konzertlocation befindet sich inmitten dieser Anlage. Da wir nicht wissen, welche Musikrichtung uns erwartet, blicken wir gespannt auf die Bühne mit einem sensationellen Blick auf die Mauern der Residenz. Umgeben von älteren Semestern war jedoch schnell klar, dass es sich hier um ein klassisches Konzert handelt. Die drei Künstler (eine Sängerin und zwei Multiinstrumentalisten) verzaubern uns mit spanischen Klängen und entführen uns zu Einbruch der Dunkelheit (Start des Konzert war erst um 22:30 Uhr… typisch spanisch) in eine andere Welt. Komisch ist jedoch, dass der Gitarrist nach jedem Song gefühlte 4 Minuten eine Geschichte erzählt… irgendwas von „Santa Maria“ und Sevilla erzählt er uns. Vermutlich die Entstehung der Stadtgeschichte oder etwas über Cristiano Ronaldo…ich weiß es bis heute nicht.
Durch den Fakt, dass es in den Supermärkten erstmals auf unserer Reise auch Salzstangen zu kaufen gibt, hat sich Sevilla automatisch in die Top3 meiner Lieblingsstädte auf der Weltreise gemogelt. Gefestigt wurde diese Platzierung auch noch durch den Plaza de Espana, den wir am letzten Abend besuchen. Ein riesiger Platz mit einem mosaikverzierten halbrunden Gebäude umrahmt vom Maria Luisa-Park. Als die Sonne langsam untergeht und auf das Mosaik trifft, bot sich uns ein Schauspiel von Licht und majestätisch anmutender Schönheit. Untermalt wird der Anblick von einer spontanen musikalischen Darbietung spanischer Zigeuner, die eine kleine Flamenco-Show aufführen. Moment abgespeichert. Wird nicht vergessen.
Sevilla hat uns verzaubert. Alle weiterten Städte werden es nun schwer haben. Beim Friseur war ich übrigens noch nicht, obwohl ich einen tollen Stylisten von meiner neuen Freundin Luna (Bild 2) empfohlen bekommen habe. Vielleicht finde ich ja etwas Zeit dafür in Granada. Alhambra und so.
🕺💃Die Bauwerke sehen ja toll aus. Und ihr habt noch sooo viel vom Sommer. Genießt noch weiter die spanische Leichtigkeit.
Ach und Tom ein Friseur läuft dir nicht davon, die Haare können auch mal Urlaub vertragen 😉
Si si, das machen wir 🙂
Nooooo – der „Urlaub für die Haare“ ist vorbei. 😉
Mir kam‘s gerade so vor, als ob wir dabei gewesen wären, oder wir uns in einer dieser tollen Bars mit Euch getroffen hätten. Diese Stadt gefällt Achim und mir jetzt bereits schon – kommt auf unsere Liste für Irgendwann 🕺💃! Sehen uns dann in Granada … bis bald liebe Grüße Sabine und Achim
Jaaaa 🙂 da müsst ihr zwei unbedingt hin 🙂 …und dann treffen wir uns dort auf einen Drink ;D
Hallo Julia B. und Tom, super wieder von euch zu hören 🤓
Beneidenswert das sonnige, warme Wetter bei euch in Sevilla, hier in Deutschland herbstelt es ganz schön. Heute nur 18 Grad und teilweise Regen.
Die Fotos sind fantastico und die Beiträge benissimo 😃
Schönen Aufenthalt und viel Spaß beim Weiterreise wünscht euch die Marion 😎☀️🌴
Hehe…ok, wir schicken euch ein paar Sonnenstrahlen, liebe Marion 😘