Da Nang, Zentralvietnam

Den kleinen Zeh ins kalte Wasser halten. Tief durchatmen. Langsam bis zu den Knien ins Wasser gehen. Jammern. Nach 5 Minuten vollständig mit verzogener Miene komplett eintauchen. Das Köpfchen immer schön über dem Wasser halten, damit die frisch gestylten Haare nicht nass werden. So in etwa sah mein Alltag in deutschen Schwimmbädern aus. Hier habe ich dieses Problem nicht. Das Meer hat eine Wassertemperatur vor 30,5 Grad. Badewanne, Leute!

Wir sind in Da Nang angekommen. Vor mir die endlosen Weiten des südchinesischen Meers, neben mir laut dem Forbes Magazin einer der fünf schönsten Strände der Welt. Es riecht nach Fisch, Sonnencreme, Salz und Freibad-Pommes. Die Musik der vielen bunten Strandbars vermischt sich mit dem Geschrei der spielenden Kinder zu einem ungewohnten, aber entspannt klingenden Soundteppich. Der Strand erstreckt sich über eine Distanz von 5 Kilometern. Eine Palmenallee mit einem schönen Fahrradweg trennt den Strand von den bekannten Hotelketten wie Hilton, Sheraton und Co, die einen Hochhaus-Schinken neben den nächsten gesetzt haben. 40 % Miami, 40 % Dominikanische Republik, 20 % Nizza.

Wir haben uns ein schönes Apartment am Meer gemietet und fangen an hier zu leben. Wir unternehmen wenig, sondern erfreuen uns am Alltag. Mit dem Fahrrad zum Einkaufen fahren, kochen, Wäsche in die Wäscherei bringen, zwischendurch zum Meer, Abends am Strand joggen. Mehr passiert oft nicht. Wenn das einzige Problem ist, wie man die Massen an Sand aus allen möglichen Körperritzen bekommt, dann ist die Welt gerade in Ordnung. Zeit für ein bisschen Kultur ist dennoch und so suche ich an unserem sogenannten „Girls-day“ erstmal ein Friseurstudio auf. Mein Friseur heißt Mr. Tiger und der Schnitt kostet 4,00 Euro. Mehr sage ich nicht. Julia lässt sich währenddessen die Nägel maniküren. Ich hole sie ab und entschließe mich spontan auch für eine Männer-Maniküre. Es läuft kitschig-romantische vietnamesische Musik im Radio, vor uns sitzen zwei ganz in sich gekehrte Vietnamesinnen, die sich meditativ um unsere Hände kümmern. Neben uns steht Kokoswasser. Passt. Mittags gehen wir lecker essen, um gestärkt danach beim Shoppen völlig zu eskalieren. „Girls-Day“ eben. Es ist eng und heiß. Julia verhandelt wie gewohnt wild, während ich mich unauffällig davonschleiche. 

Die Leute hier in Da Nang sind super herzlich, wenngleich wir immer wieder über diverse Handlungen erstaunt sind. Personen nicht aus dem Aufzug aussteigen lassen oder sich regelmäßig in der Schlange im Supermarkt oder auf der Toilette vorzudrängeln, gehört manchmal leider zur Tagesordnung. In den Strandrestaurants gibt es kleine Haie (!) in Aquarien, die sich Besucher zuerst aussuchen können und dann anschließend direkt vor ihren Augen sezieren lassen. Sehr „eigen“. Da man hier vorrangig auf vietnamesische und südkoreanische Touristen eingestellt ist, kommen wir mit unserem Englisch nur selten weiter und wechseln wieder zur „Hand & Fuss“ – Kommunikation. Ist aber nicht schlimm. Alle lachen lieb und strahlen.

Der Artikel wird lang. Bitte entschuldige, aber ich möchte dir noch von einem Tages-Ausflug erzählen.
Direkt zum Sonnenaufgang haben wir uns einen Roller gemietet und sind zu einer naheliegenden Halbinsel gefahren. Hier haben wir uns mit gefühlt 40.000 anderen Touristen die einzige weibliche Buddha-Statue angesehen. Mit 67 Metern Höhe wirklich beindruckend. Danach ging es weiter über eine der landschaftlich schönsten Pässe des Landes direkt am Meer, mit viel Fahrtwind vorbei an Affenwäldern hin zu einem verlassenen Strand. Seychellen-Feeling. Wow. Dennoch trügt der Schein ein bisschen. Den angespülten Müll haben wir für die Instagram-Vibes einfach weggeschnitten. Frech.

Anschließend ging es zurück in die Stadt zu einem ganz besonderen veganen Restaurant, das quasi in das Wohnzimmer der Familie eingebettet war. Während man am Boden sitzend die leckeren Speisen isst, kann man in das Schlafzimmer der Familie schauen, der Vater schaltet den TV ein und schaut YouTube-Videos. Die Tochter zeigt ihrer Mutter die letzten Urlaubsbilder am Esstisch. Wir mittendrin. Tolle Erfahrung. Abends sind wir noch auf eine Touristenfalle hereingefallen. Die sogenannte Drachenbrücke inmitten der Stadt lockt mehr als eine Millionen Besucher an. Die Straßen werden gesperrt. Es fühlt sich an, als wäre man mitten auf einem Festival. Es ist eng und alle drängeln, um den besten Platz zu ergattern. Pünktlich um 21:00 Uhr findet hier jeden Samstag und Sonntag eine „Feuer-Show“ statt. Um es abzukürzen…mein Cousin hat früher mit seinem Deo und Feuerzeug größere Flammen erzeugt. Nach 3 Minuten war alles vorbei. Sechs kleine Flammen kamen aus dem Drachen, der entlang der Brücke gebaut war. Dafür so ein rießen Aufwand. 

Weitere wichtige Eilmeldungen zum Abschluss noch schnell zusammengefasst:

  • Julia hat ihren Vorsprung bei UNO weiter ausgebaut
  • Ein bekannter japanischer YouTuber hat uns am Strand interviewt. Wir haben aufgrund der Aufregung mit schlechtem Englisch geglänzt, hoffen dennoch in Japan endlich Fuss zu fassen und berühmt zu werden (den Link zum Video zeigen wir euch nie. Ihr braucht gar nicht erst zu fragen)
  • Buchtipp: „Rock your life“ von Rudolf Schenker, Lars Amend und Paulo Coelho. Die Geschichte der Band Skorpions (bin kein Fan, dennoch sehr interessant) gepaart mit Lebensweisheiten, die zum Nachdenken anregen
  • Julia wurde Opfer einer Marketing-Aktion: trinke 5 Flaschen KambuCha und erhalte eine umsonst…Glückwunsch

Das war’s. Ende. Da Nang hat uns verzaubert. Wir könnten uns vorstellen hier zu leben, wenn unsere Freunde und Familie nicht alle über 11.000 Kilometer entfernt leben würden. Wir reisen weiter in den Süden des Landes. Ho Chi Minh-Stadt. Zeit für ein bisschen Kultur. Dieses mal wirklich. 

4 Kommentare zu „Da Nang, Zentralvietnam“

  1. Sabine Dehnhardt

    Endlich der langersehnte Blog- gemütlich machen, eintauchen, abtauchen – auf Weltreise mit Julia & Tom… super !
    Was ich nicht bräuchte – Kokusnusswasser, was mir gut gefällt Eure Leichtigkeit und Einstellung !
    Was ich schrill finde – Dein Outfit Tom ( Bild mit Julia – die schwarz/weiß/rot Kombination) erinnert an die Serie Magnum !
    Ich wünsche Euch eine gute Weiterreise und noch viele tolle Eindrücke, liebe Grüße auch von Achim
    Sabine

  2. Marion Dehnhardt

    Hallo Julia B. und Tom, sehr witzig und interessant geschrieben euer Blog 🤓
    Viel Spaß bei eurer Weiterreise wünscht euch die Marion 🌴😎🐳

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